Alarm im Laden: Wie Ausbilder:innen dem Fachkräftemangel im Handel begegnen können

Die Kassen klingeln, die Regale sind gefüllt, aber hinter den Kulissen herrscht oft angespannte Stimmung: Der Fachkräftemangel macht dem Handel in Deutschland zunehmend zu schaffen. Nicht nur erfahrene Verkaufsprofis fehlen, sondern auch der Nachwuchs wird knapper. Und auch die Zeit bis zum nächsten Ausbildungsbeginn ist kurz.

Für Ausbilder:innen im Handel bedeutet das eine zentrale Herausforderung: Wie können Sie Ihre Ausbildungsplätze so gestalten, dass Sie junge Talente anziehen, begeistern und langfristig an das Unternehmen binden?

Die tickende Uhr: Herausforderungen des Fachkräftemangels im Handel

Die Gründe für den Fachkräftemangel im Handel sind vielfältig. Der demografische Wandel führt zu einer sinkenden Zahl junger Menschen. Gleichzeitig konkurriert der Handel mit anderen Branchen, die möglicherweise attraktivere Arbeitszeiten, höhere Gehälter oder ein moderneres Image bieten. Hinzu kommt, dass sich die Erwartungen junger Menschen an ihren zukünftigen Arbeitsplatz gewandelt haben. Sie suchen nicht nur einen Job, sondern eine sinnvolle Tätigkeit mit Entwicklungsmöglichkeiten und einer guten Work-Life-Balance.

Die Folgen des Fachkräftemangels sind bereits spürbar: Viele Handelsunternehmen finden nicht genügend oder keine geeigneten Bewerber:innen für ihre Ausbildungsstellen. Die verbleibenden Mitarbeiter:innen müssen die Aufgaben mit übernehmen, was zu Überlastung und Frustration führen kann und, wenn nicht genügend qualifiziertes Personal vorhanden ist, kann dies die Servicequalität und die Kundenzufriedenheit beeinträchtigen.

Das Ruder herumreißen: Maßnahmen für attraktive Ausbildungsplätze

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind Ausbilder:innen im Handel gefordert, neue Wege zu gehen und die Attraktivität der Ausbildungsplätze aktiv zu steigern. Hier sind einige konkrete Maßnahmen:

1. Das Image aufpolieren:

  • Moderne und authentische Kommunikation: Zeigen Sie, wie vielfältig und zukunftsorientiert die Arbeit im Handel sein kann. Nutzen Sie Social Media, um Einblicke in den Ausbildungsalltag zu geben und die positiven Aspekte des Berufs hervorzuheben.
  • Vorbilder:innen präsentieren: Erfolgreiche ehemalige Auszubildende können als glaubwürdige Botschafter:innen für die Ausbildung im Handel dienen.
  • Attraktive Ausbildungsmodell: Nutzen Sie Möglichkeiten wie zum Beispiel das Abiturientenprogramm Handelsfachwirt. Drei Abschlüsse in drei Jahren und der letzte auf Bachelorniveau sind ein Aushängeschild für das Unternehmen.
  • Teilnahme an Ausbildungsmessen: Präsentieren Sie Ihr Unternehmen und Ihre Ausbildungsangebote auf regionalen und überregionalen Messen.

2. Die Ausbildungsinhalte modernisieren:

  • Digitale Kompetenzen vermitteln: Die Digitalisierung verändert den Handel rasant. Integrieren Sie den Umgang mit Onlineshops, Warenwirtschaftssystemen, digitalen Bezahlsystemen und Social-Media-Marketing in die Ausbildung.
  • Projektbasiertes Lernen fördern: Geben Sie den Auszubildenden die Möglichkeit, eigenständig Projekte zu bearbeiten und Verantwortung zu übernehmen.
  • Zusatzqualifikationen anbieten: Bieten Sie Möglichkeiten zur Weiterbildung und zum Erwerb von Zusatzqualifikationen, um die Attraktivität der Ausbildung zu steigern und langfristige Karriereperspektiven aufzuzeigen.

3. Ein attraktives Arbeitsumfeld schaffen:

  • Faire Ausbildungsvergütung: Eine angemessene Vergütung ist ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Ausbildungsplatzes.
  • Flexible Arbeitszeiten: Prüfen Sie, inwieweit flexible Arbeitszeitmodelle möglich sind, um den Bedürfnissen junger Menschen entgegenzukommen.
  • Gute Betreuung und Unterstützung: Sorgen Sie für eine qualifizierte und engagierte Ausbildungsperson, die den Auszubildenden mit Rat und Tat zur Seite steht.
  • Wertschätzende Unternehmenskultur: Schaffen Sie ein positives Arbeitsklima, in dem sich die Auszubildenden wohlfühlen und ihre Ideen einbringen können.
  • Möglichkeiten zur Weiterentwicklung: Zeigen Sie klare Karrierewege innerhalb des Unternehmens auf und unterstützen Sie die Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter:innen.

4. Innovative Wege in der Rekrutierung gehen:

  • Online-Recruiting: Nutzen Sie Online-Jobportale, soziale Medien und die eigene Unternehmenswebsite, um Ausbildungsplätze zu bewerben.
  • Speed-Dating für Azubis: Veranstalten Sie unkonventionelle Kennenlernformate, um schnell und unkompliziert mit potenziellen Bewerbern und Bewerberinnen in Kontakt zu treten.
  • Kooperationen mit Bildungsträgern: Arbeiten Sie mit Berufsschulen und anderen Bildungseinrichtungen zusammen, um gezielt nach geeigneten Kandidaten und Kandidatinnen zu suchen.
  • Praktika als Sprungbrett: Bieten Sie attraktive Praktika an, um junge Menschen für den Handel zu begeistern und potenzielle Auszubildende frühzeitig kennenzulernen.

Fazit: Gemeinsam gegen den Mangel

Der Fachkräftemangel im Handel ist eine komplexe Herausforderung, die nur durch gemeinsames Handeln bewältigt werden kann. Ausbilder:innen spielen dabei eine Schlüsselrolle. Indem Sie Ihre Ausbildungsplätze attraktiver gestalten, moderne Ausbildungsinhalte vermitteln und ein wertschätzendes Arbeitsumfeld schaffen, können Sie junge Talente für den Handel begeistern und langfristig an Ihr Unternehmen binden. Es ist an der Zeit, das Image des Handels aufzupolieren und die vielfältigen Karrierechancen aufzuzeigen, die diese Branche zu bieten hat. Nur so kann der Alarm im Laden verstummen und die Zukunft des Handels gesichert werden.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: