Validierung beruflicher Kompetenzen im BVaDiG – Ein Leitfaden für Ausbildende

Einleitung:

Das Berufsbildungsvalidierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG) bietet eine hervorragende Möglichkeit, die berufliche Bildung zu modernisieren und mehr Menschen den Zugang zu qualifizierten Tätigkeiten zu ermöglichen. Ein zentraler Bestandteil des Gesetzes ist die Validierung beruflicher Kompetenzen. Dieser Artikel soll Unternehmen dabei unterstützen, die Validierung in ihrer täglichen Arbeit zu integrieren und die damit verbundenen Chancen für ihre Mitarbeitenden zu nutzen.

Was bedeutet Validierung?

Die Validierung ist ein Verfahren, bei dem die in der beruflichen Praxis erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten einer Person systematisch erfasst, bewertet und mit den Anforderungen eines bestimmten Berufs oder einer Qualifikation verglichen werden.

Ziel der Validierung ist es, die erworbenen Kompetenzen anzuerkennen und den Betroffenen den Zugang zu weiterführenden Bildungsangeboten, einem Ausbildungsabschluss oder beruflichem Aufstieg zu ermöglichen.

Zielgruppen der Validierung:

  • Berufsrückkehrende: Personen, die nach einer längeren beruflichen Pause wieder in den Beruf einsteigen möchten und ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auf den aktuellen Stand bringen wollen.
  • Quereinsteigende: Menschen, die aus anderen Berufsfeldern in den Handel oder das Handwerk wechseln möchten und ihre bereits erworbenen Kompetenzen anerkennen lassen wollen.
  • Mitarbeitende ohne formalen Abschluss: Beschäftigte, die über langjährige Berufserfahrung verfügen, aber keinen formalen Berufsabschluss besitzen.
  • Auszubildende: Auszubildende können durch die Validierung bereits erworbener Kompetenzen schneller und gezielter gefördert werden.
  • Selbstständige: Selbstständige Handwerker:innen können durch die Validierung ihre Qualifikationen nachweisen und so neue Kunden und Kundinnen gewinnen.
  • Migrantinnen und Migranten: Menschen mit einer beruflichen Ausbildung im Herkunftsland können ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in Deutschland anerkennen lassen.
  • Menschen mit Behinderungen: Menschen mit Behinderungen, die über berufliche Erfahrungen verfügen, können durch die Validierung ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern.

Praxisbeispiele für die Validierung:

  • Einzelhandel: Eine Mitarbeiterin im Verkauf ohne Berufsabschluss jedoch mit langjähriger Erfahrung im Bereich der Kundenberatung und Warenpräsentation kann ihre Kompetenzen in den Bereichen Verkaufsförderung und Kundenbindung validieren lassen und später damit die Zulassung zum Abschluss erreichen.
  • Handwerk: Ein Handwerker, der sich über Jahre hinweg spezialisiert hat, kann seine Kenntnisse in einem bestimmten Handwerkzeug oder einer speziellen Arbeitstechnik anerkennen lassen.
  • Gastronomie: Ein Koch mit langjähriger Erfahrung in der internationalen Küche kann seine Kompetenzen in der Zubereitung exotischer Gerichte oder in der Entwicklung neuer Menüs validieren lassen.

Die Rolle des Ausbildenden bei der Validierung:

Als ausbildende Person können Sie Ihre Auszubildenden bei der Vorbereitung auf die Validierung unterstützen, indem Sie ihnen bei der Reflexion ihrer Kompetenzen helfen und ihnen geeignete Lernmaterialien zur Verfügung stellen.

Sie können Ihre Auszubildenden bei der Auswahl eines geeigneten Validierungsverfahrens beraten und in einigen Fällen können Sie an der Begutachtung der vorgelegten Nachweise beteiligt sein.

Ablauf eines Validierungsverfahrens:

  • Antragstellung: Die interessierte Person stellt einen Antrag bei einer anerkannten Stelle (z. B. IHK, HWK).
  • Dokumentation: Die interessierte Person legt Nachweise über ihre berufliche Tätigkeit vor (z. B. Arbeitszeugnisse, Projektdokumentationen).
  • Portfolioerstellung: In vielen Fällen wird ein Portfolio erstellt, in dem die Kompetenzen anhand von Beispielen belegt werden.
  • Prüfung: Die vorgelegten Unterlagen werden von einer Prüfungskommission bewertet.
  • Bescheinigung: Bei erfolgreicher Prüfung erhält die interessierte Person eine Bescheinigung über die anerkannten Kompetenzen.

Vorteile der Validierung für die Zielgruppe:

  • Motivation: Die Validierung kann die Motivation der Betroffenen steigern, da ihre bisherigen Leistungen anerkannt werden.
  • Individuelle Förderung: Die Validierung ermöglicht eine individuelle Förderung, da ihre Stärken und Schwächen genauer betrachtet werden.
  • Weiterbildung: Die Validierung kann den Weg zu neuen Weiterbildungsmöglichkeiten eröffnen.

Vorteile der Validierung für Unternehmen:

  • Fachkräftesicherung: Die Validierung kann dazu beitragen, Fachkräfte im Handwerk und Handel zu sichern und neue Mitarbeitende zu gewinnen.
  • Mitarbeiterbindung: Die Anerkennung der erworbenen Kompetenzen kann die Mitarbeiterbindung stärken.
  • Image: Unternehmen, die die Validierung fördern, können ihr Image als attraktiver Arbeitgeber verbessern.
  • Qualitätsverbesserung: Die Validierung kann dazu beitragen, die Qualität der Produkte und Dienstleistungen zu verbessern.

Fazit:

Die Validierung beruflicher Kompetenzen ist ein wichtiger Schritt zur Anerkennung von lebenslang erworbenem Wissen und Können. Als ausbildende Person können Sie Ihre Auszubildenden bei diesem Prozess aktiv unterstützen und so zu ihrer beruflichen Weiterentwicklung beitragen.

Weiterführende Informationen:

Berufsbildungsvaldierungs- und -digitalisierungsgesetz (BVaDiG): https://www.recht.bund.de/bgbl/1/2024/246/VO.html